SRF «mitenand»: Ein Rückblick

«Tanja war immer wieder ein wichtiger Anker für uns»

Am 16. Februar zeigte die SRF-Sendung «mitenand» berührende Einblicke in den Besuch der Freiwilligen Tanja Kälin beim schwerstkranken Oliver in Mels. Im Interview spricht seine Mutter Martina Vetsch Good über ihre Eindrücke des Nachmittags, und weshalb ihre Familie und Tanja Kälin so viel verbindet.

Im Gespräch: Martina Vetsch Good, Mutter von Oliver

Martina Vetsch Good, wie blicken Sie ganz allgemein auf den Besuch von SRF zurück?
Es war eine angenehme, ruhige Stimmung. Während der Dreharbeiten war niemand nervös oder angespannt, wir konnten sehr authentisch sein. Ich erlebte die Situation sehr natürlich. Dies rührt wohl auch daher, dass wir alle uns gewohnt sind, dass «fremde» Personen in unserem Haushalt gegenwärtig sind.

Waren Sie im Vorfeld des Besuchs nervös?
Nein. Ich habe mir etwas Gedanken gemacht, welche Situationen stimmig gestaltet werden könnten und was ich sagen könnte. Kurz vor dem Kontakt war ich etwas angespannt mit Blick auf unsere Kinder. Ich fragte mich, wie es wohl für die beiden Jungs sein wird, wenn «der Mann vom Fernsehen» da ist.

Wie haben Sie ihren Kindern erklärt, dass bald ein Reporter vom Fernsehen zu Besuch kommen wird?
Oli konnte ich das nicht erklären. Ich sagte ihm bei der Ankunft, dass jetzt ein Mann kommt und dass er uns filmt. Aurel haben wir gefragt, ob er dabei sein mag. Wir haben ihm erklärt, dass er aus unserer Sicht eine wichtige Person für diesen Film ist, da Pro Pallium auch ihn wesentlich unterstützt hat während Olivers unstabilen Lebensphasen. Wir haben ihm den Zweck des Filmes erklärt und das konnte er gut einordnen.

Wie haben Ihre Kinder schliesslich auf den Besuch des Reporters reagiert?
Aurel war zuerst etwas zurückhaltend, spielte im Garten. Danach zeigte er sich sehr engagiert und immer in der Nähe der Kamera. Nach etwa einer Stunde wurde er etwas angespannt, da Oliver mehr im Fokus stand als er. Adrian, der Reporter, konnte dies sehr gut und sehr einfühlsam auffangen. Oliver genoss die Zeit mit Tanja und ihre Zuwendung. Für ihn schien die Arbeit des Reporters kaum wahrnehmbar.

Welche Momente während der Dreharbeiten werden Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?
Es sind vor allem drei: Zum einen der enorm einfühlsame und anerkennende Umgang des SRF-Reporters Adrian Schmon mit unserer Familie. Zum anderen hatte ich fortlaufend das schöne und stimmige Gefühl, für andere etwas Gutes tun zu können, indem sich durch die Ausstrahlung im Fernsehen hoffentlich neue Personen als Freiwillige angesprochen fühlen. Und zuletzt nahm ich an diesem Nachmittag einmal mehr wahr, wie nahe uns Tanja steht und wie fest ihr Platz in jedem unserer Herzen ist.
Im Anschluss war auch ein schmerzvolles Gefühl mit dabei. Von Aussen zu sehen, wie unser Leben funktioniert, hat mich aufgewühlt. Auch für Aurel bedeutete die Nachbereitung des Besuchs und die Ausstrahlung noch einmal eine neue Art der Konfrontation mit unserer Familiengeschichte.

Tanja Kälin (l.) und Martina Vetsch Good.

Wie lange ist Tanja Kälin bereits bei Ihnen in der Familie?
Sie unterstützt uns seit Oliver etwa ein Jahr alt ist. Zunächst waren ihre Einsätze wöchentlich, aktuell noch einmal im Monat. Dennoch stehen wir uns sehr nah. Sie ist eine Vertrauensperson, eine Person mit grossem Herzen. Ihre Spontaneität, ihr Blick aufs Leben, ihre Flexibilität und ihre Liebe zu unseren Kindern geben uns Kraft. Tanja war immer wieder ein wichtiger Anker für uns. Zu spüren, wie glücklich und wohl beide Kinder in ihrer Nähe sind, tut uns Eltern gut.

Was denken Sie, bedeuten ihre Besuche für Oliver?
Oliver hat Tanja fest in sein Herz geschlossen. Er fragt oft nach ihr. Zuvor fast täglich, jetzt wöchentlich, da die Abstände ihrer Besuche grösser wurden. Er ist nun im Kindergarten und hat neue, sehr liebevolle Bezugspersonen. In den Ferienzeiten fragt er jedoch oft nach Tanja. Er fühlt sich sicher bei ihr, lacht viel, lässt sich auch für pflegerische oder therapeutische Massnahmen ermutigen und anerkennt ihre Grenzen.

Eingespieltes Team: Tanja Kälin und Oliver Good.


Was bedeuten die Besuche von Tanja für Aurel?
Auch ihm gibt Tanja Sicherheit, Stabilität, Freiheit. Dies war insbesondere in den ersten Jahren so. Sie brachte frischen Wind, Energie und Lebhaftigkeit in sein Leben. Zugleich ist sie eine konstante, belastbare Bezugsperson. Auch er anerkennt ihre Grenzen und lässt zugleich ganz viel Nähe zu.

Wie geht es Oliver aktuell gesundheitlich?
Während des Drehnachmittags war Oliver noch am Sauerstoff, da er sieben Tage zuvor an einer Angina erkrankte. Er war noch geschwächt. Nun, da dieser Infekt gut ausgeheilt ist, nehme ich ihn wieder lebhaft und als Lausbube wahr.

Würden Sie das SRF nochmals für einem Besuch empfangen?
Ja! Ohne Wenn und Aber, wenn die Zusammenarbeit wieder in einem ähnlichen Rahmen stattfinden würde. Wir bedanken uns für den vertrauensvollen Umgang!